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Freitag, 7. März 2014

Review: Wo die Erde bebt.


Wo die Erde bebt.
Wo die Erde bebt. by Susanna Jones

My rating: 5 of 5 stars



Um einen Mord herum wird das Leben von Ausländern in Japan und die traurige Biographie einer "ein bisschen eigenartigen" Engländerin in Tokio erzählt. Es ist ein spannendes Buch und doch ist es eher eine Gesellschaftsstudie, eine nachdenkliche Betrachtung eines irgendwie tristen, aber zugleich aufregenden Lebens, als ein Krimi.

Der Schreibstil hat mir außerordentlich gefallen und bei den Einsprengseln wie onzen, udon, soba, shibuya, kagoshima, sakurajima, etc. und kleine Fetzen japanischer Floskeln hätte ich jauchzend aufspringen können. Die Sicht und der Alltag vieler Ausländer in Japan ist sehr authentisch erzählt und ich habe mich sehr oft in eigene Erinnerungen zurück versetzt gefühlt.

Einzigartig fand ich den Wechsel in der Erzählperson, der mich immer wieder an der geistigen Gesundheit der Erzählerin zweifeln ließ und ich bis zum Ende nicht vorhersagen konnte, was passiert und zu was sie im Stande ist. Lucy ist eine traurige Hauptfigur, übermäßig kreativ und doch gefangen in sich selbst, ein Selbst, das sie nicht mal sehr mag. Eine sehr einnehmende und spezielle Hauptfigur.

"Er war stolz darauf, aus Tokio zu stammen. Die Leute aus Osaka waren zu laut, und die aus Nagoya waren Protzer und gaben zu viel Geld aus. Tokio war das Herz Japans." S. 192
Nein, das Herz Japans liegt für mich nicht in einer ganzen Stadt, sondern in den kleinen Schätzen. Das Herz Japans ist in dem winzigen Schrein in Tokio, an dem ich in der Neujahrsnacht mit einer Familie ganz allein war, alles still in der Millionenstadt. Es ist genauso in den takoyaki, die man in Osaka heiß auf die Hand bekommt, oder in der ramen-Schüssel eines kleinen Nebenstraßenlokals in Nagoya, dessen Wände von oben bis unten von den Gästen beschrieben wurden. Es ist im stockdunklen Kellergeschoss eines Tempels in Kyoto, durch den nur Dunkelheit, Stille und eine Gebetskette führt, und in den hohen Schneebergen Sapporos, über die man von den Fußwegen nicht auf Straßen schauen kann. Es ist im fröhlichen Geplapper der Japaner, in der Musik, die nachts um 3 in den grellen conbinis läuft, im grünen Tee. Es ist im peitschenden Regen und der salzigen Luft der Taifune. Aber vor allem habe ich das Herz Japans wohl auf sakurajima gefunden, ganz am Südzipfel Kyushus, auf der metallisch riechenden, ununterbrochen Rauch auspuffenden Vulkaninsel, die so japanisch und doch nicht von dieser Welt zu sein scheint und die Teiji immer als Kind gesehen hat.



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